
Es ist lediglich eine Frage der Zeit, bevor das derzeitige Regelwerk zur Bilanzierung und Reporting von CO2-Emissionen für einen veritablen Skandal sorgen wird. Im Gegensatz zum Financial Accounting ist das „Carbon Accounting“ nämlich freiwillig und beruht zudem auf einer Vielzahl von Annahmen.
Während Unternehmen die von ihnen direkt verursachten Emissionen („Scope 1“) mittlerweile recht exakt bestimmen können, nimmt die Genauigkeit nachweislich ab, sobald die Emissionen den „Scope 3“ – die eigene Lieferkette, den Endverbraucher oder die eigenen Mitarbeiter im Rahmen von Dienstreisen – betreffen.
Obwohl das CO2-Reporting in den USA weitaus strenger als in vielen anderen Jurisdiktionen ist, kommen Studien wiederholt zum Ergebnis, dass insbesondere Öl- und Gasunternehmen ihre Methanemissionen nur unzureichend ausweisen. (Zur Info: Methan trägt nach CO2 am meisten zur globalen Erwärmung bei). Da Scope 1 Emissionen wiederum die Grundlage zur Berechnung der Scope 3 Emissionen darstellen, machen folglich Energieversorger, die Gas zur Stromerzeugung, oder Technologiefirmen, die Öl zum Heizen ihrer Büros nutzen, falsche Angaben über ihren tatsächlichen CO2-Ausstoß. Investoren und der breiten Öffentlichkeit werden Zahlen präsentiert, die nicht der Realität entsprechen – und das mit fatalen ökologischen Folgen.
Was wir nicht messen können, können wir auch nicht managen. Wenn es uns wirklich ernst ist mit der Reduktion von Emissionen, müssen wir zunächst möglichst klare, einheitliche und verbindliche Regeln schaffen. Analog dem Financial Accounting sollte in einem zweiten Schritt die Einhaltung dieser neuen Emissionsvorschriften durch etablierte Institutionen vergleichbar mit den Wirtschaftsprüfern bestätigt und durch Aufsichtsbehörden laufend und rigoros kontrolliert werden.
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht auf LinkedIn am 5. August 2021.
Bildquelle: Deutsches Umweltbundesamt
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