Die Erderwärmung um 1,2°C seit Beginn der Industrialisierung hat – wie uns dieser Sommer mit neuen Rekorden in puncto Hitze und Überflutungen drastisch vor Augen geführt hat – bereits verheerende Folgen. Womit müssen wir erst rechnen, falls wir tatsächlich die Net Zero-Ziele erreichen und damit die Erwärmung auf 1,5-2°C beschränken? Wie verhält es sich bei 4, 6 oder gar 8°C?
Klimamodelle versuchen, darauf Antworten zu geben. Diese stecken jedoch noch in den Kinderschuhen und wir dürfen uns daher nicht allzu präzise Prognosen erwarten. Ein Paradoxon, das sich beobachten lässt: Eingeschränktes Verständnis von Klimarisiken gepaart mit einem übermäßigen Vertrauen in die Modelle.
Die Wahrheit ist, dass die heute im Einsatz befindlichen Modelle eine Reihe von Schwächen aufweisen und zudem auf einer Menge Annahmen basieren. Ferner fokussieren die derzeitigen Modelle zu sehr auf die Auswirkungen von Temperaturerhöhungen, ohne Ereignisse wie Hitzewellen, den Anstieg des Meeresspiegels, extreme Niederschläge und tropische Wirbelstürme miteinzubeziehen.
In der Realität kommt es regelmäßig zu einem Zusammenspiel all dieser Faktoren, die sich zumeist noch wechselseitig beeinflussen. So lassen sich beispielsweise die Folgen nicht abschätzen, falls die Verbrennung von fossilen Brennstoffen vom heutigen Niveau aus weiter zunimmt. Die Modelle berücksichtigen zwar zukünftige, durch den Klimawandel bedingte Schäden an Gebäuden und Infrastruktur, die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen bleiben jedoch weiterhin außer Ansatz.
Sind unausgereifte Modelle mit wenig aussagekräftigen Ergebnissen besser als keine? Ja, aber die diesen innewohnenden Unsicherheiten und Unzulänglichkeiten sind klar zu kommunizieren, andernfalls spielen wir den Gegnern der Klimawissenschaft in die Hände.
Darf die Unsicherheit, die viele Klimamodelle bisweilen dominiert, als Ausrede verwendet werden, nichts gegen den Klimawandel zu unternehmen? Ganz im Gegenteil – wir müssen unsere Anstrengungen sogar noch verstärken.
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht auf LinkedIn am 14. September 2021.
Bildquelle: UCAR Center for Science Education
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